Wenn etwas beginnt, finde ich es wichtig, den Weg in Relation zu setzen, den es für diesen Anfang gebraucht hat. Heute beginne ich damit, über mein Leben als Texter zu bloggen. Und das hat seinen Ursprung in meinem Wunsch nach Selbstbestimmtheit. Vor 23 Jahren durfte ich loslegen, mich ausprobieren und Ideen schaffen. Komplexe Technik in gefühlvolle Kommunikation übersetzen. Besonderheiten kreieren, um Produkte abzuheben. Kreation setzt Mut und Überwindung voraus. Eigenschaften, die ich seit jeher als Gefühl im Bauch wahrnehme. 1999 kam die Musik noch von VIVA und NOKIA war der King im Handygeschäft. Mich zog es in die Medien, dort, wo gestaltet wurde mit Botschaften und Design.
Ich schrieb Bewerbungen, wie es im Buche steht, druckte 50 Exemplare auf Papier und adressierte mein Anliegen für eine Ausbildungsstelle als Werbekaufmann im gesamten Einzugsgebiet der IHK. Doch im Grunde wollte mein Bauch etwas anderes. Er wollte, dass ich schreiben kann und Kreativität als Instrument beherrsche. Er wollte, dass ich Menschen mit Botschaften bewege. Den rein kreativen Texter gab es so aber nicht als schlüsselfertigen Beruf. Eintritt nur über Quereinstieg. Also über ein sprach-wissenschaftliches Studium oder eine staatliche Ausbildung in der Werbebranche. Für beide Optionen reichte meine Willenskraft nicht aus. Was ausreichte, um davon einen Lebensweg zu bestreiten, ist meine Beziehung zum kreativen Umgang mit Sprache.
Für mich stellt Sprache die großartigste und wichtigste Errungenschaft des Menschen dar. Verbindungsbrücke, Verständigungsmotor, Unterhaltungsmaschine, Treibstoff für die Seele. Ohne Sprache ist alles Gelsenkirchen, es bewegt sich rein gar nichts. Abgelehnt von den Regeln des Bildungssystems und angetrieben von der Faszination für kreatives Schreiben suchte ich weiter nach einer Gelegenheit, mein Können unter Beweis zu stellen. Mentalität wird an dem Punkt entscheidend, an dem man aufsteht und weitermacht, obwohl man auf dem Boden liegt. Neun Monate nach der letzten Absage auf einen Ausbildungsplatz und zwei Praktikumsplätze später wurde ich 1999 mit einem Trainee-Vertrag als Texter für meine Ausdauer belohnt. Team-Mitglied in einer Full Service Werbeagentur zu sein fühlte sich so richtig an, wie sich eine Bestätigung des eigenen Bauchgefühls nur anfühlen kann.
Seit diesen Zeiten des Anfangens ist beinahe mein halbes Leben vergangen. Der Raumanzug für die Weiterreise sitzt dank der kostbaren Erfahrungswerte, die ich auf meinem beruflichen Roadtrip machen durfte. Studium zum Marketing- und Kommunikationswirt, Hamburger Agenturjahre in Festanstellung, eigene Markengründung als Reminiszenz an meine Heimatstadt und die freiberufliche Navigation als Vollblutkreativer bis hin zum Standort jetzt. Alle entdeckten Ziele eint die Tatsache, dass ich schlussendlich meinem Bauchgefühl gefolgt bin, um sie anzupeilen und dann gekämpft habe, um sie zu erreichen. Im Bauch, dort irgendwo zwischen Aufregung und Angst liegen die Antworten, die sich für mein Dafürhalten am meisten nach Richtigkeit anfühlen.
Mit Demut breche ich hiermit und heute auf in meine zweite Dekade als Selbstständiger im Namen der kreativen Gestaltung von Sprache. Ich liebe nicht nur die Momente, in denen ich mit ihr bewegen und begeistern konnte, sondern auch die Schwierigkeiten, auf die ich durch sie gestoßen bin. Sie haben mir offengelegt, dass ich sie überwinden kann und mein Bauchgefühl mich nicht getäuscht hat. Weder am Anfang noch bei jedem weiteren Beginn, der Teil meines Tuns ist.