Das Smartphone Display zeigte leuchtend die Dortmunder Vorwahl an. Es folgte eine Anfrage für die konzeptionelle Entwicklung eines Audioguides. Die im Frühjahr 2013 anstehende Kunstausstellung vom HardwareMedienkunstverein präsentierte das Thema Stimme und Sprache im Dortmunder U. Zum Event sollte ein elektronischer Museumsführer entwickelt werden, als Präsentation der ausgestellten Arbeiten für die Tonspur. Eine fulminante Projektanfrage, die Feuer in mir entfachte. Stimme und Sprache sind für mich wie für den Maler Farbe und Fläche: Eine Herzensangelegenheit.
Schon im einstelligen Grundschulalter steckte ich meine Fantasie serienmäßig in die Kassettenaufnahmen von selbstausgedachten Radiosendungen. Trotz einer bescheidenen Reichweite von drei bis fünf Personen faszinierte mich die Gestaltung mit Stimmfarbe und alternierenden Erzählarten. Eine Entwicklungsdekade weiter verschmolz meine Begeisterung für Stimme und Sprache schließlich beim Schreiben von Reimen. Es war 1993 und die flächendeckende Ausbreitung von Hip-Hop als Jugend- und Kulturbewegung in Deutschland hatte ihren Durchmarsch aufgenommen. Ich investierte meine Kreativität einmal mehr in Stimme und Sprache und machte Musik mit meinen Worten.
Die Energie, die von der eigenen Sprachgestaltung ausging, erhöhte sich fortan und die Reichweite meiner Texte ebenso, durch die Tatsache, dass ich mit ihnen meinen Lebensunterhalt verdiente. Ich machte mich also auf ans Verstehen der sprachlichen Kunstwerke und entwickelte eine Textkonzeption für den Audioguide. Für die Feinabstimmung hielt ich einen Videocall mit dem Dortmunder Schauspieler Björn Jung, der als Sprecher für das Format engagiert worden war. Beim gemeinsamen Review des Skripts entstand schnell Sympathie und ein gutes Gefühl für die ausgearbeiteten Sprechideen. Korrekturschleifenfrei wurde der elektronische Museumsführer im Tonstudio aufgenommen und begab sich auf direktem Weg ins Dortmunder U.
Sieben Jahre später hatte mich der erste Pandemie Lockdown auf eine berufliche Sandbank gespült. Lahmgelegt von der Auftragsflaute suchte ich nach neuen Brücken und Wegen zu überlebensfähigen Projektideen und stieß schließlich auf die Podcast Thematik. Als Dortmunderisch Gründer – Dortmunderisch is bestes Sprache wo gibt – war der Gedanke naheliegend, einen Dortmund Podcast auf die Beine zu stellen. Dabei kam mir Björn als passendes Pendant in den Sinn.
Wir verabredeten einen Termin, plauderten über unsere persönlichen Situationen, künstlerische Erfahrungen und machten uns auf die Suche nach neuen Möglichkeiten. Je mehr wir sprachen, desto deutlicher wurde, dass wir mit unseren Vorstellungen von dem was wir sinnvoll finden auf ähnlichen Wellen funkten.
Ausgestattet mit einem Bergmann Bier ließen wir uns an diesem Donnerstagnachmittag im Mai auf Phoenix West treiben und tauschten konkrete Ideen bezüglich eines gemeinsamen Podcast aus, den ich als Idee ins Rennen warf. Dazu gehörte vor allem das Anliegen, die Charaktermerkmale unserer Heimatstadt in den Fokus rücken zu wollen. Dortmund zum Hören – Die Stadtrundfahrt für die Ohren war geboren. Ein Podcast, bei dem wir unsere Lieblingsorte abspazierten und uns gegenseitig ortsbezogene Anekdoten zuflankten. Diese Energie hatten wir über das erste Corona-Jahr auf verschiedene Punkte der Stadt gelenkt und machten einzelne Podcast Folgen daraus. Ohne eine konkrete Idee zur Vermarktung zu haben, legten wir los.
Mittlerweile sind wir in der Produktion der dritten Staffel, haben Dortmunder Kronen als Sponsor im Boot und mit Dortmund Ahoi von Beginn an ein aufstrebendes Stadtportal als Partner, dass uns eine authentische Plattform zum heimatlichen Erzählen bietet. Von den öffentlichen Parks und Vierteln haben wir uns mit dem Mikrofon mittlerweile an verschiedene Dortmunder Tresen begeben, um das vielleicht außergewöhnlichste unserer Stadt in den Mittelpunkt zu stellen: Menschen, die Dortmund geprägt haben oder die es prägen.
Es ist schön, dass diese Herzensangelegenheit von Stimme und Sprache weiter geht. In diesem Monat mit Daniel Gerken vom Tresenfilmfestival und Fritz Eckenga bei einer neuen Folge von Dortmund am Tresen – Dem Kneipenpodcast von Björn und mir.